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DLG verleiht Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2018

Drei innovative und praxisnahe Bachelor- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat im Rahmen ihrer Feldtage am 12. Juni 2018 auf dem Gelände des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums in Bernburg (Sachsen-Anhalt) die Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2018 verliehen. Damit hat die DLG nunmehr bereits zum zehnten Mal drei innovative und praxisnahe Bachelor- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet. Eine unabhängige Jury wählte im Auftrag des DLG-Vorstandes aus den insgesamt 14 eingereichten, sehr guten Arbeiten drei besonders herausragende aus. Die Preisträger kommen in diesem Jahr von der Georg-August-Universität Göttingen, der Hochschule Geisenheim und der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem „Vater der deutschen Pflanzenzüchtung" und Gründer der Saatzuchtabteilung der DLG benannt. DLG-Präsident Hubertus Paetow übergab die Preise im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.

Erster Preis an Setareh Jamali Jaghdani von der Georg-August-Universität 

Der mit 2.000 EUR dotierte erste Preis geht an Frau Setareh Jamali Jaghdani für ihre Masterarbeit zum Thema „Characterization of enhanced metabolism to ALS and/or ACCase inhibitors in Alopecurus myosuroides (Huds.) and Lolium spp. populations“. Die Arbeit wurde unter der Betreuung von Prof. Dr. Andreas von Tiedemann am Department für Naturpflanzenwissenschaften, Abteilung für Phytopathologie und Pflanzenschutz, der Georg-August-Universität Göttingen verfasst.

Die aus dem Iran stammende Preisträgerin hat nach einem Studium der Agrarwissenschaften im Iran und Durchlaufen eines strengen Auswahlverfahrens im Oktober 2014 ihr Masterstudium in Göttingen aufgenommen und bereits frühzeitig durch hervorragende Leistungen schon während des Studiums auf sich aufmerksam gemacht. Von 2014 bis 2017 hat sie ihr Masterstudium an der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Schwerpunkt Pflanzenschutz mit besonderer Auszeichnung abgeschlossen. Sie ist seit Januar 2018 Doktorandin im Bereich Pflanzenbau an der Georg-August-Universität Göttingen.

Ihre Masterarbeit zu der sehr aktuellen und praxisrelevanten Frage der Mechanismen der Entstehung von Herbizidresistenz in Populationen von Ackerfuchsschwanz und Weidelgras gegenüber ALS- und ACCase-Hemmern hat sie extern in den Laboren der BayerCrop-Science in Frankfurt durchgeführt. Alopecurus myosuroides und Lolium spp. sind fremdbestäubende Arten, die weltweit als lästige Unkräuter bekannt sind. In Europa sind sie häufig in westlichen Regionen anzutreffen. Die Samenproben, die in dieser Untersuchung verwendet wurden, stammen aus der Beschwerdeüberwachungstätigkeit der Bayer AG in verschiedenen europäischen Ländern. Die Samenpopulationen wurden auf der Grundlage des Musters und des Resistenzniveaus gegenüber ACCase- und / oder ALS-Inhibitoren ausgewählt. Das Überleben von Populationen gegenüber verschiedenen ACCase- und ALS-Inhibitoren wurde in Gewächshaus-Bioassays gemessen. Die Überlebenden wurden dann durch Pyrosequenzierung analysiert, um das Vorhandensein eines Ziel-Stellen-Resistenzmechanismus auszuschließen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigten unterschiedliche Muster der Kreuzresistenz und verschiedene Intensitäten der EMR in den diversen Unkraut-Populationen. Ein mittels der HPLC-Analyse nachgewiesener erhöhte EMR in den verschiedenen Populationen und der variable antagonistische Einfluss von Malathion führte zu der Hypothese, dass noch weitere Enzyme an dem Komplex der EMR beteiligt sein müssen. Von den untersuchten ACCase-Inhibitoren war der Effekt einer Vorbehandlung mit Malathion auf Pinoxaden am höchsten, während im Fall von Fenoxaprop-P-ethyl keine eindeutige Wirkungssteigerung erzielt wurde.

Diese Arbeit besticht durch ihre hohe wissenschaftlich-inhaltliche und formale Qualität und gehört zu den besten Arbeiten der letzten Jahre in der Abteilung für Phytopathologie und Pflanzenschutz. 

Zweiter Preis an Johanna Mertes von der Hochschule Geisenheim

Der mit 1.500 EUR dotierte zweite Preis geht an Johanna Mertes für ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „Charakterisierung von Esca‐assoziierten Pilzen in Holzproben und Freilandstudie zur Verhinderung von Neuinfektionen über Schnittwunden“. Die Arbeit wurde am Institut für Phytomedizin der Hochschule Geisenheim unter der Betreuung von Frau Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz verfasst.

Im Rahmen dieser Arbeit hat sich die Preisträgerin mit der Esca-Krankheit der Weinrebe befasst. Diese Tracheomykose ist im Mittelmeerraum schon lange bekannt, breitet sich aber in den letzten Dekaden auch in unseren Breiten aus und verursacht in qualitativer und quantitativer Hinsicht große Schäden in der Weinwirtschaft. Bisher steht keine Strategie zur nachhaltigen Eindämmung dieser Krankheit zur Verfügung. Der Krankheitskomplex umfasst mehrere pathogene Pilze, die vor allem das Xylem des Rebstammes besiedeln. Als besonders gefährlich werden Sekundärinfektionen angesehen, die über Schnittwunden im Weinberg erfolgen. Ziel der Bachelor-Arbeit von Johanna Mertes war es, im Detail zu untersuchen, wie gut und wie lange eine neue Prüfsubstanz in der Lage ist, Freilandreben vor Sekundärinfektionen durch Esca-Erreger zu schützen. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller des Prüfmittels (BASF SE) wurden frische Schnittwunden an Vorjahrestrieben behandelt. Anschließend wurden die Wunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit dem Esca-Erreger Phaeomoniella chlamydospora (Pch) inokuliert. Zudem wurde die Pilzflora aus Reben mit deutlich sichtbaren Esca-Symptomen und aus solchen ohne äußerlich erkennbare Symptomatik miteinander verglichen, um Aufschluss über die Beteiligung spezifischer Arten am Krankheitskomplex zu erhalten. Die Pilze wurden mit Hilfe der cross section-Methode aus Bogreben des Vorjahres isoliert. Darüber hinaus wurde in einem Fungizidversuch in vitro das Wirkungsspektrum ausgewählter Fungizide gegen Esca-assoziierte Pilze untersucht. Als Testmethode diente der Agarschalen-Diffusionstest. Mit dieser Arbeit hat Johanna Mertes vielfältige Grundlagen für weitere wichtige Untersuchungen im Bereich der Esca-Forschung gelegt. 

Dritter Preis an Linda Hahn, Fachhochschule Südwestfalen, Soest

Linda Hahn aus Soest erhielt für ihre Masterarbeit zum Thema „Feldversuche zur Wirksamkeit der Dropleg-Applikationstechnik gegen Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum) in Winterraps unter künstlicher Inokulation sowie dessen Auswirkungen auf die Abreife“ den mit 1.000 EUR dotierten dritten Preis. Die Preisträgerin hat die Arbeit im Rahmen ihres Studiums am Fachbereich Agrarwirtschaft, Fachgebiet Pflanzenschutz, der Fachhochschule Südwestfalen in Soest verfasst. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. agr. Verena Haberlah-Korr und Prof. Dr. Bernhard C. Schäfer. 

Das Spannungsfeld Pflanzenschutz-Bienenschutz ist ein Thema mit hoher Praxisrelevanz. Die sogenannte Droplegdüse bietet hier Ansätze zu einer bienenschonenden Applikation während der Vollblüte des Rapses an. Forschungsergebnisse, wie die von Linda Hahn, die zu einer Einführung der Droplegdüse beitragen können, leisten hier einen wertvollen Beitrag. Neben der gestellten Versuchsfrage entwickelte die Preisträgerin im Rahmen ihrer Masterarbeit sehr selbständig, innovativ und erfolgreich auch verschiedene methodische Versuchsansätze. Die Beurteilung der Wirkung der Fungizidbehandlung gegen Sklerotinia in den Versuchsparzellen erfolgte zu unterschiedlichen Terminen durch Blatt-, Stängel- und Stoppelbonituren. Außerdem wurden unterschiedliche Merkmale der Abreife erhoben und ausgewertet. Die Bonituren zur Pflanzengesundheit zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen Dropleg- und konventioneller Applikationstechnik hinsichtlich ihrer Wirkung auf Sklerotinia untereinander, jedoch aber zur unbehandelten Kontrolle. Bei beiden Behandlungsvarianten wurde ein statistisch abgesicherter Mehrertrag gegenüber der Kontrolle erzielt. Die Erhebungen zur Abreife der Rapspflanzen zeigten, dass die gezielte Wirkstoffanlagerung an den Stängel mit der Dropleg-Technik einen deutlichen „Greening-Effekt“ auslöst. Anhand der vorliegenden Ergebnisse ist die bienenschonende Dropleg-Technik in ihrer Bekämpfungsleistung auf einem Niveau mit der bisher durchgeführten Überkopfbehandlung einzuordnen. Die Versuchsergebnisse wurden in der Zeitschrift Raps veröffentlicht. Eine weitere Veröffentlichung ist auf der Pflanzenschutztagung in Hohenheim im September 2018 geplant.